Freie Trauung

Freie Trauung oder Kirche?

kirchliche oder freie Trauung

Letzte Aktualisierung 19. Mai 2023

Geht’s dir so, wie vermutlich tausenden anderen, die heiraten wollen? Du planst mit deinem Partner oder deiner Partnerin eure Hochzeit und dabei gehen euch viele Gedanken durch den Kopf. Wenn die Trauung emotional, festlich und vor allem persönlich sein soll, dann steht vermutlich die Frage im Raum, ob ihr eine kirchliche oder freie Trauung wollt. Viele Brautpaare, denen ich begegne, bezeichnen sich zwar als gläubig, lehnen aber die Kirche ab. Und nicht selten erlebe ich, dass auf Hochzeitsmessen Brautpaare sich oft unsicher sind, ob sie kirchlich heiraten oder sich für eine freie Trauung entscheiden wollen.

In diesem Artikel zeige ich dir drei wesentliche Unterschiede zwischen einer kirchlichen und einer freien Trauung. Am Ende kannst du entscheiden, was besser zu dir und deinem Partner oder deiner Partnerin passt.

Weil ich als katholischer Theologe die katholische Kirche besser kenne, beziehe ich mich verständlicherweise überwiegend auf das Verständnis der katholischen Kirche. Manches wird in der evangelischen Kirche anders gesehen, einiges ist in der evangelischen Kirche ähnlich.

1. wesentlicher Unterschied

Bei dem ersten wesentlichen Unterschied geht es um die Wahl eurer Location für die Trauung.

kirchliche Trauung

Die Wahl des Ortes für die kirchliche Trauung

Für die Kirche ist die Ehe ein lebendiges Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen. Deswegen ist sie für die Kirche ein Sakrament. Und weil die Eheschließung ein Sakrament ist, muss die Trauung immer in geweihten Räumen, also einer Kirche stattfinden.

Deshalb wird ein freier Redner oder Theologe keine Erlaubnis bekommen, in einer geweihten Kirche eine Trauung begehen zu dürfen.

Wie sehr die katholische Kirche darauf achtet, dass alles nach rechten Dingen zugeht, habe ich selbst schon auf Schloss Nordkirchen erlebt. Ein Brautpaar wollte dort gerne in der Schlosskapelle heiraten.

Das Hausrecht der Kapelle hat dort aber ein katholischer Pfarrer. Dieser ließ es nicht zu, dass ich jenes Brautpaar in seiner Kapelle trauen durfte. Obwohl ich früher mal katholischer Pastor war, ließ er die Trauung an dem Ort nicht zu.

Die kirchliche Trauung findet meist in der Kirche vor Ort statt. Wenn du in einer anderen Kirche heiraten willst, dann wird es etwas komplizierter, denn der Pfarrer der Kirche muss damit einverstanden sein, dass ihr in seiner Kirche heiratet.

Und wenn dann auch noch ein anderer Geistlicher als der Pfarrer vor Ort euch trauen soll, dann muss der Pfarrer vor Ort auch damit einverstanden sein.

Wenn ihr schließlich für alle eure Wünsche grünes Licht vom Pfarrer bekommen habt, dann muss das alles verwaltungstechnisch vom Pfarrer eurer „Wunschkirche“ bearbeitet werden. Um dich nicht zu verwirren, beschreibe ich diesem Vorgang hier nicht näher.

Freie Wahl der Hochzeitslocation

Ehebestätigung freie Trauung

Die freie Trauung hingegen kannst du überall begehen. Du hast die freie Wahl, ob du am Strand, auf einem Berg oder auf der grünen Wiese im eigenen Garten heiraten willst.

Vielleicht möchtest du auf einem Schloss oder in einer Scheune heiraten. Alles ist möglich. Wenn du trotz freier Trauung die sakrale Ausstrahlung einer Kirche haben möchtest, dann brauchst du darauf, nicht zu verzichten.

Zu diesem Zweck gibt es Kirchengebäude, die du buchen kannst. Die Kirchen gehören privaten Unternehmern. Frage mal Herrn Google und suche nach Eventkirche oder Eventkapelle.

In diesen Kirchen ist es sogar möglich, im Anschluss an der Zeremonie, die Feier auszurichten. Ich selbst war schon mal in der Klosterkirche in Hennef, aber auch in Velbert-Langenberg oder Dortmund und vielen anderen Städten gibt es Eventkirchen.

freie Trauung spirituell

2. wesentlicher Unterschied

Bei dem zweiten wesentlichen Unterschied geht es um Voraussetzungen, die ihr erfüllen müsst.

Welche Voraussetzungen ihr bei der kirchlichen Trauung erfüllen müsst

Wenn ihr katholisch heiraten wollt, dann muss mindestens einer von euch katholisch sein. Wenn einer von euch einer anderen Konfession angehört, musst du oder dein Partner den Grundsätzen des katholischen Glaubens zustimmen.

Mit eurem Taufschein müsst ihr nachweisen, ob ihr katholisch oder evangelisch seid. Der Taufschein darf nicht älter als 6 Monate sein.

Wenn einer von euch nicht christlich getauft ist, könnt ihr dennoch kirchlich heiraten, aber es wird verwaltungstechnisch etwas kompliziert. Wie das genau geht, möchte ich hier nicht näher beschreiben.

Auch, wenn es kirchenrechtlich unter Umständen möglich ist, kann es dennoch sein, dass der Pfarrer vor Ort die Trauung ablehnt. Andere Voraussetzungen sind, dass keiner von euch schon mal verheiratet, gewesen sein darf.

Und gleichgeschlechtliche Paare dürfen in der katholischen Kirche ebenfalls nicht heiraten.

Voraussetzungen bei der freien Trauung

lesbische Trauung in weiß

Bei der freien Trauung fallen die oben genannten Voraussetzungen alle weg. Eine freie Trauung eignet sich grundsätzlich für jedes Paar und ist die perfekte Ergänzung zur standesamtlichen Trauung.

Gleichgeschlechtliche Paare haben mit der freien Trauung eine wunderschöne Form, um die Entscheidung zu einem Menschen, den sie lieben, festlich und würdevoll zu begehen.

Eine freie Trauung ist für viele Brautpaare eine Alternative für eine kirchliche Trauung, wenn sie auch weder einen kirchenrechtlichen noch einen zivilrechtlichen Status hat.

Ich sage immer: „Wer von der Kirche keinen Segen bekommt, dem schenke ich den Segen Gottes gerne“. Die freie Trauung ist das, was sie ist: nämlich frei. Ihr seid weder an Glaubenszugehörigkeit noch an irgendeiner Weltanschauung gebunden.

3. wesentlicher Unterschied

Der dritte wesentliche Unterschied ist die Atmosphäre der Trauung.

Eheversprechen ganz persönlich

Die Atmosphäre bei der kirchlichen Trauung

Bei der kirchlichen Trauung bist du während der Trauzeremonie an Formalitäten und Riten gebunden. Oft sind sie starr und werden als leblos empfunden. Das ist unter anderem auch ein Grund, warum viele Menschen sich von der Kirche abwenden. Sie fühlen sich in der Institution Kirche nicht, oder nicht mehr, zu Hause.

Die Atmosphäre der freien Trauung

Bei der freien Trauung steht ihr mit euren Wünschen im Mittelpunkt. Die Trauzeremonie wird ganz nach euren Wünschen entwickelt. Sie ist festlich, humorvoll, mit Tiefgang und Stil. Und vor allem ist sie persönlich, mit Herz und Esprit.

Viele Pärchen, die ich erlebe, möchten eine freie Trauung mit christlichen Zeichenhandlungen in der Trauzeremonie.

Was Brautpaare dazu bewegt und wie du christliche Zeichenhandlungen und Traurituale in die Zeremonie mühelos einbauen kannst, dass erläutere ich dir im Artikel: „Wie du mühelos in deiner freien Trauzeremonie christliche Rituale einbindest“.

Verheiratet und doch „Single“

Wenn du vor dem Staat rechtskräftig verheiratet sein willst, dann musst du auf jeden Fall standesamtlich heiraten. Die meisten Hochzeitspaare, die ich kenne, heiraten später noch kirchlich oder entscheiden sich für eine freie Trauung.

Sobald ihr von einem Pastor oder einem anderen Geistlichen in der Kirche getraut werdet, ist die Ehe, kirchenrechtlich gesehen, geschlossen und ihr seid verheiratet.

Für die allermeisten Paare, die sich für eine freie Trauung entschieden haben, ist die freie Trauung ihre eigentliche Trauung. Auch, wenn sie keine rechtliche Bedeutung hat und sie nach katholischem Verständnis noch „Singles“ sind.

Meiner Meinung nach zählt letztlich das „Ja“, dass ihr euch zueinander versprochen habt, um gemeinsam euren Weg zu gehen.

Ich beglückwünsche jeden, der seinen Glauben aktiv lebt, sich zur Kirchengemeinde zugehörig fühlt und deshalb kirchlich heiraten will.

Wenn du aber kirchlich heiratest, weil vielleicht ein sakraler Raum für dich zur Hochzeit dazu gehört oder eine kirchliche Trauung sogar von dir erwartet wird, solltest du dich fragen, ob du dich ehrlich für die kirchliche Trauung entschieden hast.

Es gibt so viele schöne Locations, an denen du eine Trauung nach euren Herzenswünschen begehen kannst. Ob ihr euch für eine kirchliche oder freie Trauung entscheidet, es ist eure Entscheidung.

Wichtig ist, dass es eine ehrliche Entscheidung ist und die Trauung zu euch beiden passt. Ich hoffe, durch die Unterschiede, die ich dir gezeigt habe, kannst du und dein liebster Mensch an deiner Seite eine Entscheidung treffen.

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Autor

Ich bin Reginald Müller von festlich ohne pastor und ich begleite Menschen als freier Theologe, um ihnen den Wunsch zu erfüllen, Lebensabschnitte spirituell und festlich zu feiern. Das sind zum Beispiel Willkommens- und Geburtsfeste, Hochzeiten oder Abschiedsfeiern. Mit einer Erfahrung von über 25 Jahren bin ich Experte für Lebens- und Liebesgeschichten. Ich habe eine Antenne für Stimmungen und Atmosphäre. Erfahre mehr von mir auf der „Über mich“ Seite. Den Link findest du im Menü.

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